GRÜNSTADT. Wie können Sportvereine bei der Integration helfen? Der PTC Grünstadt hat darauf eine Antwort gefunden. Auf der Anlage des Tennisclubs unterstützen Flüchtlinge Platzwart Paul Moses bei seiner täglichen Arbeit.
Dass es am Ende so kommt, hätte Paul Moses wohl nicht erwartet. Zwei Monate lang hatte der Platzwart des PTC mit Nour Abido täglich ab sieben Uhr in der Früh auf der Anlage gestanden, das Spielfeld von Laub und Dreck befreit, Linien gesäubert und Löcher gestopft – dabei hat sich zwischen dem 66-jährigen Pfälzer und dem jungen Flüchtling aus Syrien eine ungewöhnliche Freundschaft entwickelt. „Wir haben uns ganz toll verstanden“, sagt Moses. „Und es tut mir leid, dass er gehen musste.“ Denn seit ein paar Tagen kommt Abido nicht mehr. Er muss täglich zum Deutschkurs nach Ludwigshafen, für die Arbeit auf dem roten Sand in Grünstadt bleibt da keine Zeit mehr. „Das geht mir wirklich nahe“, sagt der Platzmeister. Der Versuch, Integration zu leben, kann bisweilen kompliziert sein. Dabei freut Moses sich ja sehr für Abido. Er weiß genau, dass die Arbeit auf Minijob-Basis beim PTC nur eine vorübergehende Beschäftigung für den jungen Mann sein konnte. „Sein Traum ist es, in Heidelberg weiter zu studieren“, sagt er über den Syrer, der in Aleppo Abitur gemacht hat. „Da sind die Kurse natürlich wichtig.“ Lutz von Haaren, Erster Vorsitzender des Tennisclubs, ist trotz des unerwarteten Abschieds von Abido zufrieden mit dem Verlauf des neuen Projekts. „Wir haben uns einfach gefragt, wie können wir als Sportverein an der Integration mitwirken? Denn dass das unsere Aufgabe ist, steht außer Zweifel“, sagt von Haaren. Die freundschaftliche Zusammenarbeit von Moses und Abido habe gezeigt, dass man tatsächlich etwas tun könne. D ie Arbeit sollmehr sein als nur eine Beschäftigungstherapie. Die Aufgaben eines Platzwarts sind vielfältig und oft mühsam– und Paul Moses ist keiner, der viel übrig hat für Schlendrian auf seinen Plätzen.Das Spielfeld soll immer im bestmöglichen Zustand sein. Dafür steht er seit mittlerweile sieben Jahren jeden Morgen auf, obwohl der ehemalige Bahnmitarbeiter schon längst in Rente ist. „Ich bin eben keiner, der daheim rumhocken kann“, sagt Moses. Und der Einsatz zahlt sich aus: „Wenn Paul Moses einen Platz sperrt, dann wird das hier ohne Mucks akzeptiert“, sagt van Haaren über den Stand des 66-Jährigen im Verein. Nun kommt seit Anfang des Monats Tesfalem Ablel täglich auf die Anlage des PTC. Der 26-Jährige aus Eritrea lebt seit zweieinhalb Jahren mit seiner Frau und den zwei Kindern in Grünstadt. In der Heimat hat er mit seiner Familie Obst und Gemüse angebaut, in Deutschland schon einige Praktika gemacht. „Mir macht die Arbeit hier Spaß“, sagt er. Der ursprünglich Plan des Vereins war, pro Saison einen Flüchtling einzulernen und dann über den ganzen Sommer zu beschäftigen. Doch jetzt sind alle Beteiligten zuversichtlich, dass auch Ablel schnell eine große Hilfe werden kann. „Wir schauen ganz einfach, wie sich das entwickelt“, sagt von Haaren. „Man muss sowieso immer wieder bei Null anfangen. Das ist kein Problem.“