FRANKENTHAL. 10:2 stand es nach den Einzeln. Nur ein Doppel mussten die Grünstadter noch gewinnen, um als Sieger vom Platz zu gehen. Als erstes wurde das Doppel Frank und Finn Gerstner mit seinen Gegnern, Henrik Arnold und Boris Daeuwel, fertig. Nach 6:2 im ersten Satz stand es 5:2 für Grünstadt, als die Gerstners einen Matchball bekamen. Einen hohen Ball seines Gegners nutzte der 13-jährige Finn Gerstner, um zu punkten – und den Sieg für den PTC klar zu machen. „Da ham nwer’s“, schießt es aus Sonja Gerstner heraus. Sie ist die Mutter von Finn und die Ehefrau von Frank Gerstner – und sie spielt selbst Tennis. Kurz bevor ihr Sohn mit seinem Vater gewonnen hat, checkt sie ihr Smartphone. Denn zur Familie gehört noch ein Tennisspieler: Nick Gerstner, der für den TC Weiss-Rot Speyer in der Oberliga spielt. Dort war die Familie aber offenbar nicht so erfolgreich wie in Frankenthal. „Läuft durchwachsen“, sagt Mutter Sonja.
Alle Doppel sind Väter und ihre Söhne
Die Gerstners sind nicht die einzigen Vollblut-Tennisfamilien, die am Sonntag in Frankenthal vertreten waren. Alle Doppel sind Väter und ihre Söhne. Der 13-jährige Louis spielt mit seinem Vater Steffen Helf und Nick, 14 Jahre alt, steht mit seinem Vater Rolf Eberle auf derselben Seite. Bei allen drei Vater-Sohn-Gespannen spielen sowohl die Mütter als auch die Geschwister ebenfalls Tennis. Praktisch, denn während der Corona- Zwangspause konnten die Tennisfamilien zumindest ein bisschen trainieren – wenn auch nicht auf dem Platz. „Wir haben ein bisschen im Garten gespielt“, erzählt Finn Gerstner. Auch die anderen haben das eine oder andere Mal daheim zum Schläger gegriffen. Seit die Tennisplätze nach der Pandemie-Pause wieder geöffnet sind, haben die drei mit ihren Vätern geübt. Das macht es natürlich auch einfacher, was die Hygieneauflagen angeht, schließlich wohnen sie ja im selben Haushalt. Nur im Wettkampf ist es das erste Mal in dieser Konstellation. In der vergangenen Woche hatten die drei Jungs zwar schon ihre Premiere in der Herrenmannschaft, doch mit ihren Vätern im Doppel anzutreten, ist neu. Und sie machten sich nicht schlecht in der Herrenmannschaft des Grünstadter PTC: Nick Eberle besiegte seinen Einzelgegner Matti Pointner mit 6:0 und 6:1. Louis Helf gewann gegen Marius Mohrhardt mit 6:2 und 6:0 und Finn Gerstner gegen Maximilian Rohregger mit 6:2 und 6:1. Besonders auffallend: Die Grünstadter Jungs sind auf dem Platz um einiges entspannter als ihre Väter. „Für uns Alte ist so ein Medenrundenspiel Psychoterror“, sagt Rolf Eberle. Er betont: „Die Jungs spielen noch viel unbeschwerter als wir.“ Von den Vätern gewann im Einzel Frank Gerstner gegen Henrik Arnold zwei Sätze mit jeweils 7:5. Rolf Eberle schlug Oskar Brandt zweimal 6:2.Nur Steffen Helf hatte Pech. Nach einem 6:3-Sieg und einer 4:6-Niederlage verlor er gegen Boris Daeuwel im Champions-Tie-Break mit 5:10. In den Doppeln verloren die Eberles mit 2:6 und 3:6.DieGerstners gewannen 6:1 und 6:2. Bei den Helfs entschied nach der 2:6-Niederlage im ersten Satz und dem 6:4-Sieg im zweiten Satz wie bei Vater Steffen im Einzel ein Champions-Tie-Break. Diesmal 11:9 zugunsten Helfs und seines Sohnes. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so knapp wird“, sagte Frank Gerstner, der auch Trainer der Mannschaft ist. Im Großen und Ganzen sei er aber zufrieden mit der Leistung seines Teams. Auch Nick, Louis und Finn waren zufrieden mit ihrer Leistung. „Wir haben souverän gespielt“, urteilte Louis Helf.
Die Konstellation war eine Ausnahme
Dass die Konstellation so zustande gekommen ist, hat vor allem mit dem neuartigen Coronavirus zu tun. Die Medenrunde 2020 ist eine sogenannte Übergangsrunde, die nicht gezählt wird – fast nicht. Es wird grundsätzlich keine Auf- und keine Absteiger geben. Wenn jedoch ein Platz in der nächsthöheren Spielklasse frei werden würde, würde der jeweilige Gruppensieger aufsteigen. Außerdem können die Spieler bei den Begegnungen Wertungspunkte für die Einstufung in die individuelle Leistungsklasse (LK) einspielen. „Wenn es um was ginge, würden auch andere auf dem Platz stehen“, sagt Frank Gerstner. Schon als bekannt wurde, dass die Runde ohne Konsequenzen für den Auf- oder Abstieg gespielt wird, habe der PTC mit dem Gedanken gespielt, die Konstellation aus Vätern und ihren Söhnen auszuprobieren. Immerhin haben auch alle drei Jungs schon einmal in Verbandskadern gespielt. Und so wurde es dann auch umgesetzt. Was sich dann daraus zufällig ergeben hat: Die PTC-Spieler konnten frei wählen, in welcher Rangfolge die Doppel antreten. Denn die Platzziffern der Einzel werden addiert, um die Rangfolge im Doppel auszumachen. In diesem Fall kommen aber alle Doppel auf jeweils sieben, sodass die Spieler entscheiden können, wen sie gegenwelchen Gegner ins Rennen schicken. Ein taktischer Vorteil, wenn man seine Gegner kennt. So schön die Vater-Sohn-Mannschaft auch war, so unwahrscheinlich ist es, sie öfter so für den PTC auf dem Court zu sehen. „Wahrscheinlich wird es eine Ausnahme bleiben“, sagt Frank Gerstner, der es als einmaliges Experiment sieht. Louis Helf formuliert es so: „Die anderen wollen ja auch mal.“