Die Würfel sind gefallen: Der Park-Tennisclub (PTC) Grünstadt wird sich eine eigene überdachte Trainingsmöglichkeit für den Winter schaffen. Nachdem dem Verein die Halle „Felix“ im Industriegebiet nicht mehr zur Verfügung steht, soll eine halbe Million Euro in eine Traglufthalle investiert werden. Ist das bei der aktuellen Energiesituation zu vertreten?
Von Anja Benndorf
Grünstadt. Die Preise für Gas, Öl und Strom explodieren, fossile Brennstoffe werden aufgrund des Ukraine-Krieges knapper. Ist es vor diesem Hintergrund schlau, eine Traglufthalle anzuschaffen? Damit das mobile Gebäude genutzt werden kann, muss permanent Energie aufgewendet werden: Zur Herstellung des Überdrucks und für die Heizung. Doch der Vorstand des Park-Tennisclubs (PTC) in Grünstadt hat sich eine Menge Gedanken gemacht, auch solche Aspekte nicht außer Acht gelassen. „Wir hatten zwölf Varianten auf dem Tisch“, erläuterte der Vorsitzende Lutz von Haaren bei der außerordentlichen Generalversammlung am Sonntag, bei der auch die Saison offiziell eröffnet wurde.
Bürgermeister Klaus Wagner (CDU), selbst seit einem halben Jahrhundert Mitglied des Vereins, bestätigte noch einmal, dass die Idee einer gemauerten Tennishalle im Rudolf-Harbig-Stadion nicht nur an zu hohen Kosten scheitert: „Die Umsetzung würde mindestens vier Jahre dauern.“ Ihm sei bewusst, dass der PTC nicht so lange auf Trainingsmöglichkeiten im Winter verzichten könne. Insbesondere die rund 220 Jugendlichen, die allein 19 Teams stellen, hätten sich bis zur Einweihung längst sportliche Alternativen gesucht. Insofern wolle die Stadt unterstützen, damit das Projekt Traglufthalle am Clubheim gelingt, machte er unter Applaus klar. Dass dafür ein paar alte Bäume weichen müssen, sei bedauerlich, aber „es werden viele junge dafür nachgepflanzt“, versicherte er.
Vor 50 Jahren schon mal eine Traglufthalle
Energetisch sei das Vorhaben natürlich nicht optimal, räumte Wagner ein. Er erinnerte sich daran, dass der PTC von 1972 bis 1987 schon einmal eine Traglufthalle hatte. Die war laut dem Zweiten Vorsitzenden Gerald Beykirch eine „Tropfsteinhöhle“: Immer wenn ein Ball an die Decke schlug, regnete es hinein. Aber die Technik habe sich enorm weiterentwickelt. Abgesehen vom Platzproblem auf dem Gelände im Stadtpark sei auch mit Blick auf die Umwelt eine Zwei-Feld-Halle jener mit drei Feldern vorzuziehen, hieß es aus dem Vorstand.
Auch die Form der Tragluftanlage habe einen großen Einfluss auf den Energieverbrauch, führte Beisitzer Frank Wolf aus, der von Beruf Architekt ist. Am besten wäre eine Kugel. „Ein langer Schlauch hat ein 60 Prozent größeres Volumen“, sagte er. Der Vorstand schlug vor, auf einer quadratischen Grundfläche von 36 mal 36 Metern eine Halbkugel mit einer maximalen Höhe von zehn Metern zu errichten. Bei einer Kuppel unter einem Drahtnetz müsse die Schutzschicht dazwischen alle zwei, drei Jahre für sehr viel Geld ausgetauscht werden, so Beykirch. Ins Auge gefasst habe man deshalb eine sich selbst tragende Kissenkonstruktion aus zwei Membranen, die von der Druckluft getrennt sind. „Sie arbeitet mit Wärmerückgewinnung“, erläuterte er. Bei der Besichtigung verschiedener Modelle, unter anderem bei München und in Prag, habe man festgestellt, dass die Lärmbelastung in so einer Halle gar nicht so groß sei wie man befürchten könnte. Die Lebensdauer werde vom Hersteller mit ungefähr 30 Jahren angegeben.
Wolf berichtete, dass die Wärme mit Pellets erzeugt wird. „Mit dem Holz werden wir einen zehnfach geringeren Kohlendioxidausstoß haben als mit Gas“, informierte er. Die jährlichen Energiekosten sind mit etwa 15.000 Euro kalkuliert – 7000 bis 8000 Euro weniger als bei Nutzung von Gas. An mit 28.000 Euro bezuschusste Pelletsheizung werde dann auch das Clubhaus angeschlossen. Die Dämmeigenschaft der Hallenhülle sei 70 bis 80 Prozent besser als die von Isolierglas-Fenstern. Nach den Ausführungen des Vorsitzenden von Haaren wird der Boden in einem Streifenfundament fest und dicht verschraubt, was helfe, Energie zu sparen. „Auch sorgt eine aufwendige Steuerung unter anderem dafür, dass nachts die Ventilatoren und die Heizung heruntergeregelt werden.“
Die Zwei-Feld-Anlage, die auf Trolleys draußen gelagert wird, soll jeweils von Oktober bis April aufgestellt werden: in einem Abstand von sieben Metern nördlich der Terrasse. Dafür muss Tennisplatz 5 gedreht werden und es findet – gesichert mit einer Stützmauer – eine Erweiterung des Sportgeländes nach Osten statt. Dadurch entsteht ein zusätzlicher Platz – ein für den Sommerbetrieb willkommener Nebeneffekt.
Es wird mit Gesamtkosten für das Projekt, das auch aufgrund der zu erwartenden Zinsentwicklung in diesem Jahr verwirklicht werden soll, von rund einer halben Million Euro gerechnet, wovon nur 172.000 Euro auf die Traglufthalle entfallen. Der größte Brocken sind die Erdarbeiten mit Platzbau für 185.000 Euro. Nachdem Schatzmeister Ingo Meschke ein gut durchdachtes Finanzierungskonzept mit eingerechnetem Sicherheitspuffer vorgelegt hatte, hoben alle anwesenden Mitglieder (76 der aktuell gut 600) die Hand. Lutz von Haaren zeigte sich überwältigt und kommentierte: „Dass es keine Gegenstimme, nicht mal eine Enthaltung gab, hat mich erstaunt und gefreut.“
Die Geehrten
Treue Mitglieder, von links: Hedy Muhl (70 Jahre), Vorsitzender Lutz von Haaren, Karin Mayer (60), Helmut Clemenz (60), Heide Duchow (60), Herbert Wellendorf (60), Roland Steil (40), Barbara Matheis (60), Klaus Wagner (50), Else Augustin (60), Wolf-Dietrich Schöllhorn (45), Maria-Theresia Schöllhorn (45), Karl-Heinz Schmeißner (40), Elke von Haaren (45), Norbert Gauer (60), Hans-Peter Tolles (45) und Gernot Auer.abf
EHRUNGEN
Nicht alle zu Ehrenden waren bei der Sitzung anwesend, deshalb hier noch die komplette Liste. Für 70 Jahre Vereinszugehörigkeit: Hedy Muhl; für 60 Jahre: Gernot Auer, Else Augustin, Helmut Clemenz, Heide Duchow, Norbert Gauer, Barbara Matheis, Karin Mayer, Heinz Nicklaus und Herbert Wellendorf; für 55 Jahre: Anneliese Schwolow; für 50 Jahre: Klaus Wagner; für 45 Jahre: Konrad Roser, Maria-Theresia und Wolf-Dietrich Schöllhorn, Hans-Peter Tolles und Elke von Haaren; für 40 Jahre: Matthias Ellebracht, Karl-Heinz Schmeißner und Roland Steil; für 35 Jahre: Marc Brinkmann, Rolf Eberle und Carina Krabetz.