Das Unwetter, das am Freitagabend über die Pfalz hinwegzog, hat punktuell große Verwüstungen verursacht. Besonders betroffen waren die Sportanlagen des Park Tennis Clubs (PTC) in Grünstadt und des SV Obersülzen (SVO). Die Grünstadter Feuerwehr vermeldete 35 Einsätze, die Wehren der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land rund 80 Alarmierungen. Verschont geblieben sind die VG Hettenleidelheim und Eisenberg.
Am Wochenende war beim PTC die vierte Auflage des Moneyisland Cups geplant. Dafür wurde am Freitagabend alles aufgebaut. Dann zogen schwarze Wolken auf und innerhalb von zehn Minuten wurde die Anlage in einen solchen Zustand versetzt, dass an ein Jugendturnier vorerst nicht zu denken ist. „Keiner hat geahnt, was sich da zusammenbraute“, erzählt Trainer Marc Brinkmann, dass die Gäste des Restaurants noch bis kurz vor den ersten Regentropfen unter den Sonnenschirmen ausharrten. Plötzlich habe der Himmel die Schleusen geöffnet und ein Tornado sei über den Stadtpark hinweggefegt. „Der Wind schob sich unter Zelt und Schirme und hob selbst die eigentlich zur Beschwerung gedachten Betonplatten mit hoch“, beschreibt Brinkmann das Unfassbare. Jeder Schirmfuß wiegt etwa 80 Kilogramm.
Die beiden jungen Vorstandsmitglieder Dirk Garst und Felix von Haaren hätten sich gerade noch rechtzeitig auf den Boden werfen können, als das Zelt aus den Angeln gerissen wurde. Der Zaun wurde durch herumfliegende Teile zerstört. Die Soundanlage, eine Kuchentheke, sämtliche Präsente und Preise für das Turnier wurden binnen zehn Minuten zu Müll. Zerstört wurden auch eine Markise, mehrere Planen, Netze und Teile des Daches am Clubheim. Und als sei das noch nicht genug, setzte anschließend Hagel ein.
Wenn die Clubverantwortlichen viel Pech haben, so ist die Mauer an zwei Plätzen durch die Wassermas- sen unterspült worden. „Das würde eine größere Reparaturmaßnahme nach sich ziehen“, sagte Brinkmann. Die Schadenshöhe könnte dann bei bis zu 150.000 Euro liegen.
80 Kindern und Jugendlichen musste nun abgesagt werden. Der Erste Vorsitzende Lutz von Haaren zeigte sich aber erleichtert, dass niemand verletzt worden war. „Wir bringen die Plätze am morgigen Dienstag wie bei der Frühjahrsinstandsetzung in Ordnung“, berichtet Brinkmann. Am Donnerstag stehen die Seniorenpfalzmeisterschaften auf dem Programm. Bis einschließlich Mittwoch schließt der PTC seine Anlage.
„Land unter“ vermeldet auch der SVO. Starkregen hat laut dem Ersten Vorsitzenden Norbert Bölger den gesamten Kabinentrakt trotz präventiv aufgetürmter Sandsäcke komplett geflutet. „Das Kunstrasenspielfeld hat vermutlich erheblichen Schaden genommen“, berichtet er. Die Freiwillige Feuerwehr Obrigheim setzte Pumpen ein. Viele Freiwillige haben die Nacht durchgearbeitet. Die Vereinsführung hat einen Hilferuf an die Verbände und an die politischen Gremien gestartet. „Inwieweit die Elementarversicherung greift, ist am Wochenende nicht zu klären gewesen“, so Bölger, der für heute Abend, 18 Uhr, eine Krisensitzung einberufen hat.
Der Sportplatz sei die einzige Stelle in Obersülzen gewesen, die von dem Unwetter heimgesucht worden war, teilt der Leiter der Feuerwehr- einsatzzentrale (FEZ), Andreas Lindner, auf RHEINPFALZ-Anfrage mit. Insgesamt seien die Wehren der VG Grünstadt-Land jedoch rund 80 Mal alarmiert worden. „Letztendlich waren wir an etwa 60 Orten im Einsatz, weil sich die Leute in leichteren Fällen teilweise schon selber geholfen hatten, bis wir kamen“, so Lindner.
Der erste Notruf ist am Freitag um 20.07 Uhr aus Gerolsheim eingegangen, drei Minuten später riefen die Dirmsteiner um Hilfe. „Dirmstein hat es am ärgsten erwischt. Allein 40 Adressen hatten wir aus dem Dorf auf unserer Liste“, erzählt der Feuerwehrmann. Sie lagen insbesondere im Ortskern und in der Lokalbahnstraße. „Es handelte sich hauptsächlich um Überflutungen. Das Wasser stand bis zu 1,20 Meter hoch“, so Lindner. Das Entsetzliche: Etliche Bürger, deren Häuser bereits vor vier Wochen voll gelaufen waren und bei denen noch die Trocknungsgeräte standen, mussten erneut zusehen, wie Wasser ihr Eigentum zerstörte. „Aber diesmal waren viel mehr Leute betroffen als vor einem Monat“, sagt Lindner. Außer nach Dirmstein, Gerolsheim und Obersülzen rückten in der Summe 120 Einsatzkräfte in 20 Fahrzeugen aus neun Wehren der VG aus nach Bockenheim, Mertesheim, Quirnheim, Ebertsheim und Obrigheim. In die letzten beiden Dörfer mussten sie jeweils zehn Mal. Zuletzt waren sie bis 2 Uhr in Darmstein. |mbr/abf
Zur Sache: 35 Einsätze in der Stadt
Auch im Grünstadter Stadtgebiet, vor allem im Norden, hat das Unwetter von Freitagnacht etliche Schäden angerichtet – nicht nur beim Park Tennis Club. Um 20.16 Uhr wurde die Wehr zur technischen Hilfe in die Ostergasse in Asselheim gerufen: Ein Kanaldeckel auf der Straße hatte sich gehoben. Ab diesem Zeitpunkt wurden bis 23 Uhr 35 weitere Schäden gemeldet, vorwiegend standen Keller unter Wasser: in der Bitzenstraße, nördlich des Peterparks in der St.-Peter-, Zeppelin-, Lessing-, Schiller-, Dr.-Hans-Böckler-, Heine-, Ludwig-Maier- und Uhlandstraße sowie Auf dem Leimen. In Asselheim waren Ostergasse, Weinstraße, Wormser Straße und der Dorfanger betroffen. In Dirmstein unterstützte die Grünstadter Wehr ihre Kameraden aus der VG an zwei Stellen mit dem Gefahrstoffmessfahrzeug. Insgesamt waren 30 Mann in elf Fahrzeugen im Einsatz. |abf